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Zitat aus
dem Buch "Wir können doch etwas tun" von
Lutz Osterwald
Max spricht
mit seinem Opa über Zeitfragen, Lösungsvorschläge und
Werte
Pro business Verlag
Berlin, 2006
Im Buchhandel und im Internet unter dem Buchtitel oder dem Autorennamen bestellbar Ganz
so einfach ist das nicht. Da spielen Fragen der Arbeitskosten und der
Produktpreise eine Rolle. So ganz genau verstehe ich das auch nicht.
Wenn einmal in nicht allzu langer Zeit der Nachwuchsmangel
durchschlägt
und Arbeitskräfte Mangelware werden, dann wird eine
Verlängerung der
Arbeitszeit erneut diskutiert werden müssen. Der derzeitig
angedachte
Ausweg, einfach Menschen einwandern zu lassen, wird neue Probleme
ergeben.
Du
sagst, dass es nicht möglich ist, durch Wachstum die Probleme
befriedigend zu lösen. Wäre es dann nicht denkbar, für
die
Arbeitsuchenden einen neuen Arbeitsplatz einzurichten, indem alle etwas
kürzer am Arbeitsplatz sind und die frei werdende Zeit einem
anderen
ermöglicht, tätig zu werden?
Das
hat man versucht, zum Beispiel bei VW, wo man ja immer schon recht
innovativ war. Aber angeblich schafft das doch nur eine weitere
Rationalisierung. Manche sagen schlicht, das geht nicht. Geht aber
doch. Das Problem ist viel zu bedrohlich, als dass man sich mit
theoretischen Argumenten und aus Prinzip gegen Neues sträubt.
Wie kommst du darauf, dass
gerade du etwas für die Arbeitslosen tun
kannst?
Weil
ich mit Hilfe meines Arbeitgebers, der Stadt Hannover, etwas ganz
Ähnliches bereits mit Erfolg praktiziert habe. Man könnte
das, was ich
mir ausgedacht habe, zunächst einmal als Probelauf in einigen
Betrieben
einführen. Mein Vorschlag lässt sich für die
Eingliederung Arbeitsloser
genauso anwenden wie für geplante Entlassungen. Ich nenne meinen
Vorschlag "Nicht Verteilung der Arbeit, sondern Verteilung der
Freizeit".
Möchtest du den Stelleninhabern also mehr
Freizeit geben?
Ja,
die Eingliederung stelle ich mich mir folgendermaßen vor:
Zunächst
kommt ein arbeitsloser Mitbürger, ich möchte ihn
Bündnismitarbeiter nennen,
halbtags in eine Arbeitsgruppe, um die Arbeit kennen zu lernen.
Die
dortigen Mitarbeiter, vielleicht 10 mit ähnlichen
Tätigkeiten, bringen
ihm die nötigen Fähigkeiten bei, bis der Neue einen oder
mehrere
Arbeitsplätze ausfüllen kann. Dann bekommt jeder der
Stelleninhaber
einen Monat zusätzlichen Urlaub, erhält dafür
Arbeitslosengeld. Er ist
also vorübergehend arbeitslos. Der Bündnismitarbeiter arbeitet
dann als Springer auf den vorübergehend frei gewordenen
Positionen. Das zeige ich dir anhand von zwei Tabellen[1]. Du siehst, wie ein
Bündnismitarbeiter einen Arbeitsplatz besetzt,
den ein anderer für ihn frei macht, wie er selbst Urlaub nimmt und
er
einmal auch selbst wieder arbeitslos ist. Es ist eine Frage der
Organisation, die sich an Urlaubsregelungen orientiert, ob der
Bündnismitarbeiter alle Arbeitspositionen besetzt oder nur einige.
Geht das nicht auch umgekehrt? Dass eine
Entlassung nicht einen Einzigen, sondern jeden zu einem Teil trifft?
Ja.
Entlassungen könnten wie folgt gelöst werden: Soll jemand
ganz
entlassen werden, so könnte auch jeder Einzelne aus einer
Arbeitsgruppe
für eine kurze Zeitspanne, zum Beispiel einen Monat, arbeitslos
werden
und in dieser Zeit durch einen Bündnismitarbeiter vertreten
werden. So
wird jeder einen bestimmten Zeitraum lang arbeitslos und nicht einer
für immer.
Da kommt es aber zu Einkommensverlusten.
Aufs
Jahr gerechnet sind das für die Stelleninhaber wenige Prozente
Einkommensverlust, weil für die frei gewordene Zeit nur
Arbeitslosengeld bezahlt wird. Das Argument, dann könne er nicht
mehr
auskommen, zählt nicht, denn morgen kann auch er entlassen werden,
mit
aller Härte. Das Modell wäre allerdings am besten freiwillig.
Wenigstens vorläufig, bis es sich bewährt hat. Welcher in der
Arbeitswelt Tätige klagt nicht über den Stress, über die
große
Belastung. Ein voller Monat mehr an arbeitsfreier Zeit (die Zeiten sind
natürlich variabel) tut doch gut und gibt auch die
Möglichkeit, Vieles,
zu dem man sonst nicht kommt, zu erledigen.
Ich könnte mir
vorstellen, dass der Neue, wie du ihn bezeichnest, so gut ist, dass er
an meiner Stelle fest angestellt wird.
Die
Angst, der Neue könnte besser sein als ich selbst und eines Tages
fest
an meine Stelle treten, ist nicht ganz unbegründet. Das muss jeder
mit
sich selbst ausmachen. Wenn jemand wirklich nicht so besonders gut ist,
sollte er sich anstrengen. Sonst wäre er ohnehin der Nächste,
der
entlassen wird. Die Zeiten der Streicheleinheiten im Berufsleben sind -
leider - unwiderruflich vorbei.
Was hat der Arbeitgeber davon außer zusätzlicher Organisation?
Ausgeruhtere
Mitarbeiter, die motivierter sind, weil sie keine Entlassung
fürchten
müssen. Für ihn bedeutet das Modell außerdem, dass er
jederzeit, wenn
der Bedarf da ist, auf zusätzliche Arbeitskräfte
zurückgreifen kann,
noch dazu auf eingearbeitete und bewährte.
Macht das nicht zusätzliche Kosten? Mehr
Verwaltungsarbeit?
Minimal,
die Vorteile überwiegen. Einmal eingeführt, wird es zur
Routine. Wenn
wir heute in der Lage sind, eine Raumsonde (Stardust) nach sieben
Jahren und 4,6 Milliarden Kilometern auf einem Fleck landen zu lassen,
der kaum größer als ein Fußballfeld ist, sollte ein
Computerprogramm
möglich sein, das diese wichtige Aufgabe ohne große
Mehrarbeit löst.
Zudem werden psychosomatische Folgeerkrankungen der Arbeitslosigkeit vermieden.
Außerdem der Verlust an praktischem Wissen, der Folge einer
längeren
Auszeit ist. Merkt denn keiner, dass wir schon in Kürze alle
Kräfte
brauchen? Wenn nämlich als Folge der geburtenschwachen
Jahrgänge die Arbeitsplätze kaum noch zu besetzen
sind?
Warum wird das noch nicht gemacht?
Vielleicht
habe ich es bisher nicht gut genug erklärt. Als ich noch nicht
pensioniert war, habe ich meine Vorstellungen mit Hilfe meines
Arbeitgebers, der Stadt Hannover, zur großen Zufriedenheit meiner
Mitarbeiter angewandt. Sie sind bis ins Kleinste ausgearbeitet. Weitere
Details zu erklären, würde heute zu weit führen.
Ansätze dieser Ideen
finden sich in vielen Bestrebungen zur Lösung des
Arbeitsplatzproblems.
Und dieser Gedankengang ist nur einer von vielen guten Ansätzen,
die
sich in Regierungsprogrammen und bei manchem Unternehmen finden.
Und am Ende lassen dann clevere Unternehmer
einen Großteil ihrer Arbeitnehmer durch die öffentlichen
Kassen bezahlen!
Das
sind doch keine Gauner. Schwarze Schafe gibt es natürlich immer.
Dem
könnte man vorbeugen, indem eine Gemeinschaft, die einen
Arbeitslosen
eingegliedert oder einen Mitarbeiter nicht entlassen hat, immer dann
wieder neu gebildet werden muss, wenn einer ausscheidet.
[1] Seiten 25, 25 |
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